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Neues von Ghaub

Ihre Oase in den Otavi-Bergen

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Ghaub baut Luzerne an statt Mais

Nach schwerer Dürre hat Namibia endlich wieder ergiebigen Regen erhalten. Auch auf Ghaub in den Otavi-Bergen hat es geregnet. Doch zum Jubeln ist es zu früh. Wenn weitere Regenfälle ausbleiben, vertrocknet das junge Gras wieder. Im Farmbereich baut Ghaub nun verstärkt Futterpflanzen für Tiere an...

  • Ernte von Luzerne auf Ghaub

    Ernte von Luzerne auf Ghaub. Foto: Sven-Eric Stender

Auf 32 Hektar Fläche, die künstlich bewässert werden, wächst nicht mehr Mais wie im vergangenen Jahr, sondern Luzerne. Hinzu kommen fast 200 Hektar Ackerland ohne Bewässerung, auf dem Mitte Dezember Mahangu gesäht wurde. Diese afrikanische Perlhirse kommt mit viel weniger Wasser aus als andere Getreidesorten.

Im Norden Namibias gehört Mahangu zu den Grundnahrungsmitteln. Die robuste Hirseart eignet sich aber auch hervorragend als nahrhaftes Futter für Rinder und Wild.

Mit dem Anbau der Futterpflanzen denkt Ghaub allerdings nicht an sich selbst. Rinder und Gras fressendes Wild, darunter Breitmaul-Nashörner, Kuhantilopen und Bergzebras, finden auf den großen Weideflächen noch immer mehr als genug Nahrung. So kann sogar noch immer Heu geerntet werden.

Das Futter ist vielmehr für den Partner Waterberg Wilderness gedacht. Dort hat es zwar auch geregnet, aber von Gras ist bisher noch nicht viel zu sehen. Breitmaul-Nashörner und anderes Wild müssen dort daher auch weiterhin gefüttert werden. Vor allem Kuhantilopen und Gnus leiden sehr unter der Dürre.

  • Anbau und Bewässerung von Futterpflanzen auf Ghaub

    Anbau und Bewässerung von Futterpflanzen auf Ghaub. Foto: Sven-Eric Stender

Die Kosten für das Durchfüttern sind enorm. Die Futterpflanzen müssen bewässert, geschnitten und zu Ballen gepresst werden. Jede Woche transportiert ein Lastwagen die Ballen von Ghaub zum Naturreservat Waterberg Wilderness, das rund 200 km entfernt liegt.

Zwei Jahrzehnte im Dienste der Gäste

Seine 100-jährigen Jubiläen hat Ghaub bereits lange hinter sich, Stichworte: Gründung der Missionsstation, Entdeckung der Höhle. Der Gastbetrieb auf Ghaub ist dagegen sehr viel jünger, nämlich gerade 20 Jahre. Und doch hat er sich in dieser kurzen Zeit sehr viel weiterentwickelt als Mission und Höhle...

  • Bild aus der Anfangszeit des Gastbetriebes auf Ghaub: Das Haupthaus mit Rezeption und Restaurant im August 2002

    Bild aus der Anfangszeit des Gastbetriebes auf Ghaub: Das Haupthaus mit Rezeption und Restaurant im August 2002. Foto: Jörg Bausch

Vor 20 Jahren wurde Ghaub offiziell als Gästefarm registriert und begrüßte seine ersten Gäste. Der in Namibia bekannte Konzern Ohlthaver & List, zu dem auch die Brauerei Namibia Breweries gehört, hatte die Farm drei Jahre zuvor von der Rheinischen Missionsgesellschaft erworben, die historischen Gebäude liebevoll restauriert und im selben Stil zusätzliche Gebäude für Gästezimmer errichtet.

Auf dem rund 120 km² großen Gelände wurden außerdem Rinder gehalten. Da die Otavi-Berge im Schnitt weit mehr Regen im Jahr erhalten als das übrige Land, baute man auch Mais an.

Der Gästebetrieb begann mit 10 großzügigen Doppelzimmern. Auf Rundfahrten konnten die Gäste Wild beobachten, Felsgravuren sehen und den Farmbetrieb kennenlernen. Außerdem gab es geführte Touren in die Tropfsteinhöhle, die drittgrößte Höhle Namibias.

Ende 2007 trennte sich der Konzern O&L von Ghaub. André Compion, der sich mit einer privaten Fluggesellschaft einen Namen gemacht hatte, kaufte die Farm gemeinsam mit seinem irischen Partner Gerry Cooney. Sie fügten zwei Zimmer für Tourguides hinzu.

Große Veränderungen gab es nach einem weiteren Eigentümerwechsel im Jahr 2016: Die Gästefarm Ghaub wurde umgewandelt in einen modernen Betrieb mit Lodge-Betrieb, Naturreservat und Farmbereich. Den Wildbestand erweiterte man nach und nach um Breitmaul-Nashörner, Giraffen, Kuhantilopen, Impalas und weitere Arten. Zu ihrem Schutz wurden spezielle Patrouillen gegen Wilderer eingeführt.

Von Natur aus friedlich und durch die Patrouillen an die Nähe von Menschen gewöhnt, entwickelten sich die Breitmaul-Nashörner zu einer weiteren großen Attraktion. Auf einem Rhino Drive oder einer Rhino Tracking Tour können Gäste die Tiere aus nächster Nähe erleben. Da die Rhino Patrol per Funk durchgibt, wo sich die Tiere aufhalten, sind Nashorn-Begegnungen nahezu garantiert.

  • Bild aus der

    Bild aus der "neuen Ära" des Gastbetriebes auf Ghaub: Das Haupthaus mit Rezeption und Restaurant im Februar 2016. Foto: Sven-Eric Stender

Die Lodge erhielt zwei weitere Doppelzimmer und wurde mit WLAN ausgestattet. Selbstverständlich wurde darauf geachtet, dass das einzigartige historische Flair erhalten blieb. Auch 20 Jahre nach seiner Gründung ist Ghaub damit eine Oase inmitten der rauen Landschaft der Otavi-Berge.

"Sunfish" tastet Höhlenwände ab

Wie bei Otjikoto- und Guinas-See wird bei wasserführenden Höhlen in den Otavi-Bergen immer wieder über verbindende Gänge unterhalb des Wasserpegels spekuliert. Was für Menschen bisher praktisch unmöglich war, hat ein Roboter nun vollbracht: Die Suche nach diesen Verbindungsgängen...

  • Gang in der Ghaub-Höhle, der nach unten führt und in dem das ganze Jahr über Wasser steht. Beim hellen Gegenstand handelt es sich um einen Helm, der einem Gast vor Jahren aus der Hand geglitten ist

    Gang in der Ghaub-Höhle, der nach unten führt und in dem das ganze Jahr über Wasser steht. Beim hellen Gegenstand handelt es sich um einen Helm, der einem Gast vor Jahren aus der Hand geglitten ist. Foto: Sven-Eric Stender

Ende August ist das autonome Unterwasser-Fahrzeug (autonomous underwater vehicle, AUV) "Sunfish" in der Drachenhauchloch- und der Harasib-Höhle unterwegs gewesen. Vier Tage lang hat der Tauch-Roboter selbstständig die Wände vermessen und ist bis zu den tiefsten Punkten vorgedrungen. Aus den gesammelten Daten hat das Team der US-Forscherin Vickie Siegel ein dreidimensionales Bild von den beiden Höhlen erstellt.

Die wichtigsten Ergebnisse: Die Drachenhauchloch-Höhle mit ihrem weltweit größten unterirdischen See ist 202 m tief. Bisher waren Taucher nur in rund 150 m Tiefe vorgedrungen. Außerdem verläuft sie schräg und ist 630 m lang. Bei der Harasib-Höhle waren die Werte noch beeindruckender: Die Rekordtiefe von Tauchern lag bei 147 m, während "Sunfish" eine Tiefe von 377 m maß.

Abzweigende Gänge fand der Tauch-Roboter nicht, wie Siegel auf Nachfrage nach ihrem Vortrag bei der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft in Windhoek Ende August erklärte. Dennoch hält sie es für sehr wahrscheinlich, dass die Höhlen durch Risse im Gestein miteinander verbunden sind. Das würde ebenfalls erklären, warum man bei den Pegeln in beiden Höhlen ähnliche Schwankungen festgestellt hat.

Die neuen Erkenntnisse verdankt Namibia nicht zuletzt der NASA, für deren Forschungsprojekte das Team von Vickie Siegel Tauch-Roboter wie "Sunfish" entwickelt hat. Die Erkundung der Höhlen in den Otavi-Bergen wurde finanziert vom Forschungsfonds des US-amerikanischen TV-Netzwerkes National Geographic, das die Filmaufnahmen möglicherweise im kommenden Jahr zeigt. Während des Vortrages durfte daher nicht fotografiert werden.

  • Gast in einem Gang des insgesamt 2,5 km langen Gänge-Systems der Ghaub-Höhle

    Gast in einem Gang des insgesamt 2,5 km langen Gänge-Systems der Ghaub-Höhle. Foto: Alexander Heinrichs

Die Ghaub-Höhle ist nur wenige Kilometer von Drachenhauchloch- und Harasib-Höhle entfernt. In einem Gang, der nach unten führt, steht das ganze Jahr über kristallklares Wasser. Wie bei den anderen beiden Höhlen schwankt der Pegel. Gäste können die Ghaub-Höhle im Rahmen einer geführten Exkursion erkunden.

Gutschein für Ghaub als Hauptgewinn

Ghaub und das Alte Fort in Grootfontein haben zweierlei gemeinsam. Ihr Alter hat längst die Jahrhundert-Marke überschritten und sie haben ihre "Karriere" gewechselt – von Missionsstation zu Gastbetrieb, von Festung zu Museum. Als alter Kumpel hilft Ghaub dem Museum gerne, seine Kasse aufzubessern...

  • Ab 1896 als Militärstützpunkt errichtet, seit 1983 ein Museum: Das Alte Fort in Grootfontein

    Ab 1896 als Militärstützpunkt errichtet, seit 1983 ein Museum: Das Alte Fort in Grootfontein. Foto: Sven-Eric Stender

Dass man in Grootfontein eine Reise in die Vergangenheit unternehmen kann, ist dem ehrenamtlichem Einsatz von Mitarbeitern und Spenden von Förderern zu verdanken. Denn die Einnahmen aus Eintrittsgeldern und die Zuwendungen vom Staat reichen nicht, um den Kurator zu bezahlen, die Ausstellungsstücke zu pflegen, das Gebäude instand zu halten, Strom-, Wasser- und Telefonrechnungen zu begleichen sowie den Gärtner und die Reinigungskraft zu entlohnen. So bessert man die Kasse mit Aktionen wie der jährlichen Verlosung gestifteter Preise auf.

Ghaub spendete in diesem Jahr den Hauptgewinn unter den 40 Preisen: Einen Gutschein für zwei Personen für zwei Übernachtungen, Abendessen und Frühstück eingeschlossen. Die Aktion war ein voller Erfolg. Statt 200 Lose wie vor einem Jahr wurden diesmal 250 Lose verkauft. Damit lag auch der Erlös deutlich höher. Glückliche Gewinnerin des Hauptpreises bei der Verlosung am 12. Juli war Sonja Lakemeier, die von Beruf Lehrerin ist und an der Deutschen Schule Grootfontein unterrichtet. Sie war bereits mehrfach auf Ghaub, sogar im Zuge von Ausflügen mit ihren Schülern.

  • Marcus Prickett vom Alte Fort Museum überreicht der glücklichen Gewinnerin Sonja Lakemeier den Gutschein von Ghaub

    Marcus Prickett vom Alte Fort Museum überreicht der glücklichen Gewinnerin Sonja Lakemeier den Gutschein von Ghaub. Foto: Jens Frautschy

Nicht nur mit Spenden unterstützt Ghaub das Museum, sondern auch in Form von Werbung auf seiner Website und in der Lodge selbst. Besuchern wird empfohlen, im Rahmen eines Tagesausfluges oder auf der Weiterreise beim Alten Fort vorbeizuschauen. Das Museum bietet einen Überblick über die wechselvolle Ortsgeschichte, eine umfangreiche Sammlung zum Volk der OvaHimba, Schmuck und Handwerksarbeiten der Owambo und San sowie alte Gerätschaften europäischer Siedler.

Neuer Nachwuchs bei Nashörnern

"Bei der jüngeren Nashorn-Kuh ist vermutlich die Fruchtblase geplatzt." Die Meldung der Rhino Patrol eines morgens Mitte Juni schlägt im Büro von Ghaub ein wie eine Bombe. Kann das sein? Die Kuh hat bereits ein Kalb, das gerade einmal zwei-ein-viertel Jahre alt ist...

  • Das frischgeborene Nashorn-Kalb im Ghaub Naturreservat

    Das frischgeborene Nashorn-Kalb im Ghaub Naturreservat. Foto: Ghaub

"Unbedingt Abstand halten, mindestens 200 Meter, wir sind auf dem Weg", wird den beiden Ranger geantwortet. Zwei Stunden später kam das Baby zur Welt, ohne Komplikationen. Aus der Entfernung lassen sich zwei Zitzen am unteren Bauch erkennen – also wohl ein Färsenkalb.

Die Kuh ist äußerst gereizt. Immer wieder verjagt sie mit Gebrüll und Attacken den älteren Bullen, der sich in der Nähe aufhält und damit die Vaterschaft anzeigt. Auch ihr erstes Kalb, ebenfalls weiblich, lässt sie nicht mehr an sich heran.

Der Nachwuchs ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Breitmaul-Nashörner auf Ghaub wohl fühlen. Sie waren im März 2016, also vor drei Jahren, dort ausgesetzt worden. Ein Jahr später bereits gab es zweifachen Nachwuchs: Das Färsenkalb der jüngeren Kuh und ein Bullenkalb der älteren Kuh.

Im Partner-Reservat Waterberg Wilderness brachte eine Nashorn-Kuh damals fast zeitgleich ein Kalb zur Welt. Erstaunlich ist, dass sich dies nun wiederholt: Dieselbe Kuh bekam nur wenige Tage später ebenfalls ein Junges (mehr dazu hier).

  • Gut zu erkennen: Die Nabelschnur kurz nach der Geburt

    Gut zu erkennen: Die Nabelschnur kurz nach der Geburt. Foto: Ghaub

Gäste von Ghaub können die Nashörner auf einem Rhino Drive und einer Rhino Tracking Tour fast hautnah erleben. Wann sie das Kälbchen zu sehen bekommen, wird der Mutter überlassen. Beim letzten Mal dauerte es ein paar Wochen, bis sie sich mit ihrem Kalb aus dem schützenden Busch heraus traute.

Geschichte(n) auf der Spur – Mai 2019

Volles Haus in der Lodge und auf dem Campingplatz: Ende Mai war Ghaub Ziel einer Exkursion der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft. Die 28 Teilnehmer suchen (und finden!) Spuren der Missions- und Farmgeschichte sowie des letzten Gefechts von Deutschen und Südafrikanern im Ersten Weltkrieg...

  • Die Gruppe der NWG-Exkursion und Eigentümer Joachim Rust (stehend mit Hut) am Ort einer der mutmaßlichen Stellungen der deutschen Schutztruppe auf Ghaub im Juli 1915

    Die Gruppe der NWG-Exkursion und Eigentümer Joachim Rust (stehend mit Hut) am Ort einer der mutmaßlichen Stellungen der deutschen Schutztruppe auf Ghaub im Juli 1915. (Foto: Sven-Eric Stender)

Erste Station des Ausfluges am langen Wochenende Ende Mai ist das Denkmal von Khorab rund zwei Kilometer nördlich von Otavi. Bei "Kilometer 500" der Bahnlinie, von Swakopmund aus gerechnet, hatte sich die deutsche Schutztruppe am 9. Juli 1915 der zahlenmäßig weit überlegenen südafrikanischen Armee ergeben. Das letzte Gefecht des Ersten Weltkrieges in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika hatte fünf Tage zuvor auf dem rund 50 km weiter nordöstlich gelegenen Ghaub stattgefunden. Die Bibliothekare der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft (NWG), Gunter von Schumann und Armin Jagdhuber, schildern am Denkmal Details zum Kriegsverlauf und zur Kapitulation.

Eine halbe Stunde später schlängelt sich der aus 14 Autos bestehende Konvoi 11 km östlich von Otavi einen Hang der Otavi-Berge hinauf: Weinprobe und Mittagsimbiss auf dem Weingut Thonningii, benannt nach der Feigenart, die dort in großer Zahl wächst. Gastgeber Bertus Boshoff sowie sein Sohn Gilmar mit Frau Tamara präsentieren Weißwein, Rosé und Rotwein ("Der Katholischer") und geben einen Einblick in ihren kleinen, aber feinen Winzerei-Betrieb.

Gehörnter Empfang

Nach einer Fahrt über Kombat und durch die "Tigerschlucht" erreicht die Gruppe schließlich Ghaub und wird dort von zwei Breitmaul-Nashörnern begrüßt, die unweit der Straße im Wildreservat der Farm grasen. Der größte Teil der Gruppe bezieht Quartier auf den drei Stellplätzen des Campingplatzes ;die anderen Teilnehmer sind in Zimmern der Lodge. Abendessen, Frühstück und Mittagessen wird für alle im Lodge-Restaurant serviert.

Am nächsten Morgen geht es gleich nach dem Frühstück auf dem heutigen Lodge-Gelände auf Spurensuche: Anhand historischer Fotos wird etwa das hinterste der drei Gästegebäude als ehemalige Missionskirche identifiziert oder die heutige Rezeption mit Restaurant und Küche als das damalige Haus des Farmverwalters.

Lebendig wird der Spaziergang in die Vergangenheit auch durch Erinnerungen eines der Teilnehmer, der die ersten fünf Jahre seiner Kindheit auf Ghaub verbracht hat: Klaus Detering, Enkel des damaligen Farmverwalters Wilhelm Detering. "In diesem Zimmer ist mein Vater Karl zur Welt gekommen", erzählt er und deutet auf die jetzige Bar. Dann fügt er schmunzelnd hinzu: "Dass er später für die Südwest Brauerei gearbeitet hat, ist wohl kein Zufall gewesen."

Kurze Missionszeit

Nach der Besichtigung des Friedhofes und der Felsenkanzel, die möglicherweise von Missionar Heinrich Vedder angelegt wurde, auf einem Hügel etwa 2 km nördlich der Gebäudeanlage von Ghaub, skizziert Gunter von Schumann die Missionsgeschichte. Ghaub nimmt darin nur ein kurzes Kapitel ein: 1895 gegründet, findet die Missionsstation mit Ausweisung von Missionar Vedder durch die südafrikanischen Behörden 1919 bereits ihr Ende.

Die Farmwirtschaft dagegen, von Wilhelm Detering begonnen und mit kurzer Unterbrechung bis zu seinem Tod kurz nach dem Zweiten Weltkrieg betrieben, trägt im wahrsten Sinne des Wortes Früchte, wie Gunter von Schumann und Armin Jagdhuber im abendlichen Vortrag ausführen.

Zwischen den spannenden Geschichtsbeiträgen ist auch etwas Abschalten angesagt. Nachmittags lässt sich ein Teil der Gruppe zu einem "Rhino Drive" einladen und ein anderer zu einer Erkundung der Ghaub Höhle. Der Rest genießt die Berglandschaft auf einem der Wanderwege oder auch einfach nur in der Gartenanlage und am Schwimmbecken.

Farmbetrieb heute

Am nächsten Morgen zeigt und erläutert die Eigentümer-Familie Rust, wie sie die insgesamt 19.200 ha große Farm heute nutzt. Zu Gastbetrieb und Wildzucht (neben Giraffen und vielen weiteren Antilopenarten auch Breitmaul-Nashörner) kommen Rinderhaltung und in wachsendem Maße Heugewinnung. Der Mais musste wegen der Dürre bereits im April, also vor der Reife, geerntet und zu Tierfutter verarbeitet werden.

Ganz neu ist das etwa 1 ha große Gemüsebeet unter Schattennetz, wo Kohl, Salat, Tomaten, Kartoffeln und anderes frisches Gemüse für die Lodge gezogen werden. Die Ernte übersteigt sogar bereits den Bedarf der Lodge; der Überschuss wird mittlerweile an die Lodges des Partnerunternehmens Waterberg Wilderness geliefert.

Letztes Gefecht

Nachmittags kommt Gunter von Schumann wieder zu Wort: Bei Kaffee und Kuchen schildert er das Gefecht zwischen der südafrikanischen Armee und der deutschen Schutztruppe am 4. Juli 1915 auf Ghaub. Klaus Detering erinnert sich an Erzählungen seines Onkels, der damals sechs Jahre alt war: Man hatte Matratzen vor die Fenster gestellt und hörte etwa zwei Stunden lang, wie die Artilleriegranaten der Südafrikaner über das Haus heulten und auf der anderen Seite einschlugen, denn die deutschen Stellungen befanden sich auf dem Hügel jenseits des Hauses.

Natürlich macht sich die Gruppe nach dem Kaffee auf, den Hügel auch zu besichtigen. Auf einer fast quadratischen Plattform, aus flachen, geschickt gelegten Felsen gebildet, mag ein Heliograph gestanden haben; auf dem gut sichtbaren "Signalberg" ein paar Kilometer weiter südlich hatte es eine Heliographen-Station gegeben. Ein Sundowner mit Sekt und Orangensaft und ein Braai (Barbecue/Grillabend) mit Lagerfeuer im Lodge-Garten bilden einen geselligen und anregenden Abschluss der Exkursion.

  • Das Gebäude der Missionskirche (und Schule) im Jahr 1910...

    Das Gebäude der Missionskirche (und Schule) im Jahr 1910... (Quelle: Unbekannt)

  • ... nach dem Umbau in einen Gästetrakt im Jahr 1999...

    ... nach dem Umbau in einen Gästetrakt im Jahr 1999... (Foto: Jörg Bausch, 2002)

  • ... und heute.

    ... und heute. (Foto: Sven-Eric Stender)

Bei der Abreise nach dem Frühstück am nächsten Morgen sind sich alle Teilnehmer einig: Der viertägige Ausflug nach Khorab, Thonningii und Ghaub war jede verbrachte Minute und jeden gefahrenen Kilometer mehr als wert.

Bunter Gemüsekorb für Lodge-Küchen

Auf Ghaub ist der geplante Anbau von Gemüse erfolgreich gestartet. Seit Monaten werden Spinat, Karotten, Auberginen und andere Sorten in gestaffelter Produktion gepflanzt und geerntet. Das frische Gemüse von Ghaub Farm Products kommt nicht nur in der Ghaub Lodge auf den Tisch...

  • Mitarbeiter von Ghaub Farm Products pflanzen Okra-Setzlinge

    Mitarbeiter von Ghaub Farm Products pflanzen Okra-Setzlinge. Foto: Sven-Eric Stender

63 Meter lang und 43 Meter breit ist die Fläche, auf der das Gemüse angebaut wird. Ein darüber gespanntes Netz sorgt für 40 Prozent Schatten. Mit Bewässerungssystem und anderer Ausrüstung hat das Anbauprojekt bisher rund 200.000 Namibia Dollar gekostet.

Jedes Gemüse wird zeitlich gestaffelt als Keimling gezogen und gepflanzt, damit zu jeder Zeit etwas davon geerntet werden kann. Bei der Planung und Durchführung dieser gestaffelten Produktion hilft ein Computerprogramm, das einen Überblick über Pflanzungs- und Erntezeiten ermöglicht und für jede Woche angibt, was zu tun ist.

Das Gemüse wird auf natürliche Weise gezogen. Als Dünger dient Schafsmist, zur Schädlingsbekämpfung wird ein Sud aus speziellen Pflanzen verwendet.

  • Planung des gestaffelten Gemüseanbaus per Computerprogramm

    Planung des gestaffelten Gemüseanbaus per Computerprogramm. Foto: Sven-Eric Stender

21 Gemüsesorten werden auf diese Weise bereits regelmäßig geerntet, darunter Zwiebeln, Lauch, Tomaten, verschiedene Salatarten, Spinat, Bohnen, Zucchini, Okra, Auberginen und Artischocken. Die Menge reicht, um nicht nur die Ghaub Lodge zu versorgen, sondern auch einen Teil des Gemüsebedarfs in den Lodges des Partnerunternehmens Waterberg Wilderness zu decken.

Ghaub hilft mit Heu während der Dürre

Fast überall in Namibia herrscht Dürre. Auch Ghaub erhielt bislang nur die Hälfte des jährlichen Durchschnitts an Niederschlag. Zum Glück sorgte der Regen für mehr als genügend Weide für Wild und Vieh. So kann Ghaub sogar Heu ernten – für Rinder auf anderen Farmen und für Nashörner am Waterberg...

  • Trotz wenig Regen viel Weide auf Ghaub

    Trotz wenig Regen viel Weide auf Ghaub. Foto: Sven-Eric Stender

Selbst im Januar und Februar, zwei der Hauptmonate der Regenzeit, blieb der Regen in den meisten Landesteilen fast völlig aus. Im ebenfalls weitgehend trockenen März gab es die ersten Meldungen über verendetes Wild. Betroffen waren sogar Oryx-Antilopen, die an das Leben in Trockengebieten besonders gut angepasst sind.

Im Gebiet des Partnerunternehmens Waterberg Wilderness am Waterberg wurde die Weide für das grasfressende Wild knapp. Besonders bedrohlich war das für die Breitmaul-Nashörner, die rund 40 Kilogramm Gras am Tag brauchen.

Auch Ghaub erhielt in dieser Regenzeit bis Ende März nur knapp 300 mm Regen – also nur die Hälfte des Jahresschnitts von 600 mm. Die Maisernte fällt damit aus. An Gras jedoch mangelt es zum Glück nicht, so dass Ghaub sogar eine ganze Menge an Heu ernten und notleidenden Farmern aushelfen kann. Alle drei bis vier Wochen fährt ein Lastwagen mit 200 Ballen Heu nach Waterberg Wilderness.

  • Traktor mit Heuballen-Presse auf Ghaub

    Traktor mit Heuballen-Presse auf Ghaub. Photo: Sven-Eric Stender

Seit Februar wurden auf Ghaub rund 1.000 Ballen Heu geerntet; in den Monaten April bis Juni werden es wohl noch einmal 2.500 Ballen sein. Ein Ballen kostet mittlerweile 80 Namibia Dollar – ohne Transport, der bei der volumenreichen Fracht weitere hohe Kosten verursacht.

Lagerfeuer gegen zuviel Busch

Verbuschung ist ein großes Problem in Namibia: Da Buschbrände vom Menschen sofort bekämpft und eingedämmt werden, breiten sich Sträucher aus, während Grasflächen schrumpfen. Campinggäste von Ghaub können nun mithelfen, die aufwändige Entbuschung zu finanzieren – und zwar beim Grillen...

  • Gäste der Ghaub Campsite können bei Manager Josef !Kariseb Holz kaufen.

    Gäste der Ghaub Campsite können bei Manager Josef !Kariseb Holz kaufen. Foto: Sven-Eric Stender

Lagerfeuer und Grillen machen das Zelten in Namibia erst zum richtigen Erlebnis. Auf der Campsite von Ghaub Nature Reserve & Farm können Gäste neuerdings Feuerholz kaufen, das sie mit bestem Gewissen verbrennen können.

Zum einen, weil es sich ausschließlich um totes Holz handelt, das auf dem Gelände von Ghaub gesammelt wurde. Zum anderen und vor allem deshalb, weil der Ertrag aus dem Holzverkauf von Ghaub Farm Products dazu beiträgt, die aufwändigen Maßnahmen von Ghaub und seinen Partnern Waterberg Wilderness und Ondekaremba gegen den dichten Busch zu finanzieren, der sich immer mehr ausbreitet.

Wer Holz mitnehmen will, erhält es nicht im bisher überall üblichen Plastiksack, der in Nationalparks mittlerweile verboten ist, sondern in einem Karton. Wenn man die Pappe zum Entfachen des Feuers verwendet, bleibt am Ende nichts als Asche übrig. Fast wie früher, als die Asche nach den Buschbränden die Böden mit neuen Nährstoffen versorgte.

Chefkoch-Ausbilder schult Köche

Das Abendessen auf Ghaub zergeht künftig noch mehr auf der Zunge. Ein pensionierter Chefkoch-Ausbilder aus Deutschland war zwei Monate auf Ghaub sowie dessen Partnern Waterberg Wilderness und Ondekaremba zu Gast – und das bereits zum zweiten Mal. Diesmal fand die Schulung vor allem in der Kühlkammer statt...

  • Der pensionierte Chefkoch-Ausbilder Georg Maeding zeigt Manager und Koch Fanie Hawanga und Köchin Wilbertina Nampala auf Ondekaremba das fachgerechte Ablösen des Fleisches bei Rinderrippen

    Der pensionierte Chefkoch-Ausbilder Georg Maeding zeigt Manager und Koch Fanie Hawanga und Köchin Wilbertina Nampala auf Ondekaremba das fachgerechte Ablösen des Fleisches bei Rinderrippen. Foto: Sven-Eric Stender

Der Schwerpunkt der Fortbildung für die Köchinnen der Ghaub Lodge lag diesmal auf dem fachgerechten Ablösen des Fleisches vom Knochen. Außerdem ging der pensionierte Chefkoch-Ausbilder Georg Maeding aus Lübeck intensiv darauf ein, worauf je nach Fleischsorte zu achten ist, wenn man es in kleinere Stücke schneidet.

Natürlich war er auch in der Küche, um zu überprüfen, was von den vorigen Fortbildungskursen bereits gut umgesetzt wird, und um weitere Tipps zu geben und Kniffe zu vermitteln. "Wir haben vor allem das Zubereiten von Saucen noch verfeinert", erklärte Maeding kurz vor seinem Rückflug nach Deutschland Anfang Dezember. "Außerdem haben wir das Brotbacken noch etwas verbessert und ein Baguette-Rezept ausprobiert."

Während seines zwei Monate langen Aufenthaltes hat er auch die Partner-Standorte Waterberg Wilderness und Ondekaremba besucht. Es war nach 2017 bereits das zweite Mal, dass Georg Maeding im Rahmen des Senior Experten Service die Köche auf Ghaub geschult hat. In der ersten Fortbildungseinheit stellte er die grundlegenden Fähigkeiten und Kenntnisse auf eine breitere Basis, überarbeitete die Menüs und ging auf das fachgerechte Anrichten der Speisen auf dem Teller ein.

Ghaub Lodge bietet ein reichhaltiges Frühstücksbüfett und ein festes Menü mit vier Gängen zum Abendessen. Die Gerichte europäischer Küche werden in namibischem Farmstil zubereitet und mit typischen Zutaten der Region angereichert, wie etwa Kudufleisch, Butternut-Kürbis oder Chutney. Frühstück und Abendessen sind im Übernachtungspreis eingeschlossen.

Frisches Obst und Gemüse von Ghaub

Wasser ist im Überfluss vorhanden, der Boden gut geeignet, die Temperaturen sind günstig. Warum also nicht Obst und Gemüse anbauen, statt es im Handel zu kaufen, der es aus dem Hunderte Kilometer entfernten Südafrika importiert? Ghaub will seine Gäste künftig mit eigenen Farmprodukten verwöhnen...

  • Vom Baum in die Flasche: Zitronensyrup ist das erste Farmprodukt von Ghaub

    Vom Baum in die Flasche: Zitronensyrup ist das erste Farmprodukt von Ghaub. Foto: Sven-Eric Stender

  • Siegel für Obst, Gemüse, Fleisch und andere Erzeugnisse der Marke Ghaub Farm Products

    Siegel für Obst, Gemüse, Fleisch und andere Erzeugnisse der Marke "Ghaub Farm Products"

Ein Gewächshaus mit Kräutern gibt es auf Ghaub schon seit langem, gleich neben der Küche zur Lodge. Doch im September wurden auf dem Farmgebiet größere Flächen mit Schattennetz überspannt und Beete angelegt. Obstbäume wurden bereits im Vorjahr gepflanzt.

Erste Berechnungen haben ergeben, dass es weniger kostet, das eigene Obst und Gemüse zu produzieren, als es im Handel zu kaufen. Das Wasser von Ghaub ist reich an Mineralien und der Boden wird mit Kuhmist und Heu auf natürliche Weise gedüngt. Außerdem entstehen zusätzliche Arbeitsplätze.

Das geplante Angebot an Gemüse ist weitgefächert: Neben verschiedenen Salatarten von Lollo Rosso bis Kopfsalat sollen Tomaten, Salatgurken und Radieschen angebaut werden; außerdem natürlich Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln und Lauch sowie Kohlrabi, Zucchetti (Zucchini), verschiedene Kürbisse, Rüben, Rote Beete und Fenchel. Selbst Auberginen und Artischocken sollten auf Ghaub gut gedeihen.

Auf der Liste für Obst stehen Weintrauben, Pfirsiche und Kap-Stachelbeeren. Auch wurden bereits Papaya- und Mango-Bäume gepflanzt. Kaktusfeigen sowie Maulbeer-, Zitronen- und Orangenbäume, die auf namibischen Farmen üblich sind, gibt es natürlich auch auf Ghaub bereits seit Jahrzehnten. Hinzu kommt der heimische Marula-Baum, aus dessen Früchten der bekannte Amarula-Likör gewonnen wird. Was an frischen Früchten nicht verbraucht werden kann, wird zu Saft, Syrup und Konfitüre verarbeitet. Ende September wurde bereits der erste Zitronensyrup abgefüllt.

Da der Farmbetrieb von Ghaub eine Rinder- und Wildzucht umfasst, zählt zu den "Ghaub Farm Products" natürlich auch Fleisch. Rindfleisch soll vom eigenen Schlachtbetrieb künftig portionsweise abgepackt und an die Lodges von Ghaub und seiner Partner Waterberg Wilderness und Ondekaremba geliefert werden. Auch an die Produktion von Rauchfleisch ist gedacht.

Die Lodges sparen nicht nur an Ausgaben, sondern gewinnen mit den „Ghaub Farm Products“ einen weiteren Pluspunkt für ihre Gäste: Frisches, unbehandeltes Obst und Gemüse sowie Fleisch von freilaufenden Rindern direkt von der Farm nebenan.

Bewachte Tore gegen Wilderer

Im Naturreservat Ghaub sind die Nashörner und andere Wildtiere nun noch besser vor möglicher Wilderei geschützt. Nachdem die namibische Straßenbehörde grünes Licht gegeben hatte, hat Ghaub an seinen Durchgangsstraßen bewachte Tore errichtet...

  • Bewachtes Tor an der Durchgangsstraße D 3022

    Bewachtes Tor an der Durchgangsstraße D 3022. Foto: Sven-Eric Stender

An den Schotterstraßen D 3022 und D 2863 muss man nun stoppen, wenn man an die Grenze von Ghaub kommt, und kurz warten, bis ein Wärter das Tor öffnet.

Da Wilderer auf Autos angewiesen sind, um ihre Beute abzutransportieren, wird ihnen ihr Vorhaben mit den bewachten Toren wirkungsvoll erschwert. Hinzu kommt das erhöhte Risiko, identifiziert zu werden, denn an den Toren sind Überwachungskameras installiert. Bei Ghaubs Partner, dem Naturreservat Waterberg Wilderness, haben sich die Tore an der Durchgangsstraße bewährt. Zudem nahm auch die Wilderei auf den Farmen in der Umgebung merklich ab, nachdem sie errichtet und bemannt worden waren.

Das private Ghaub Nature Reserve schützt seine Wildtiere aber auch durch eine Reihe weiterer Maßnahmen. Das Gebiet ist nicht nur von einem soliden Wildzaun umgeben, sondern wird auch täglich von speziell ausgebildeten Rangern patrouilliert. Die so genannte "Rhino Patrol" stellt Aufenthaltsort und Zustand der Breitmaul-Nashörner fest und gibt ihn per Funk an die Rezeption durch.

Finanziert werden die Maßnahmen durch die Einnahmen aus den Übernachtungen und den Nashorn-Touren für die Gäste – im Wildbeobachtungsfahrzeug oder zu Fuß. Da die Ranger der "Rhino Patrol" die Guides über Funk informieren, ist eine Begegnung mit den Nashörnern fast garantiert. So profitieren alle: Die Nashörner, die Gäste und Ghaub, das mittlerweile rund 40 Mitarbeiter beschäftigt.

Ghaub hilft Museum

Schon mal eine Lodge in der Lotterie gewonnen? Oder zum Geburtstag geschenkt bekommen? Eine 83-jährige Dame aus Grootfontein kann beide Fragen bejahen: In der Lotterie zugunsten des Alte Fort Museums hat sie einen Aufenthalt auf Ghaub gewonnen, den sie sich zu ihrem 84. Geburtstag schenken will...

  • Ab 1896 als Militärstützpunkt errichtet, seit 1983 ein Museum: Das Alte Fort in Grootfontein

    Ab 1896 als Militärstützpunkt errichtet, seit 1983 ein Museum: Das Alte Fort in Grootfontein. Foto: Sven-Eric Stender

Es ist fast genauso alt wie Ghaub: Das Alte Fort in Grootfontein wurde ab 1896 errichtet, ein Jahr nach Gründung der Missionsstation Ghaub in den Otavi-Bergen. Seit 1983 befindet sich in den historischen Mauern ein Museum, das mit viel Liebe und ehrenamtlichem Einsatz am Leben erhalten wird. Doch es mangelt an Geld für den Kurator, für die Pflege der Ausstellungsstücke, für Reparaturen am Gebäude, für Gärtner und Reinigungskraft.

Um die Museumskasse aufzubessern, fand Mitte Juli eine Verlosung von rund 40 gespendeten Preisen statt. Ghaub stiftete einen Aufenthalt für zwei Personen für zwei Nächte, der den zweiten Preis bildete. Erster Preis war ein geschlachtetes Gnu, dritter Preis eine hochwertige Sonnenbrille der Marke Diesel. Glückliche Gewinnerin des zweiten Preises ist die 83-jährige Bertha Hamer. Sie nimmt ihn als Geburtstagsgeschenk: Im September wird sie 84 und will ihren Jubiläumstag gemeinsam mit ihrer Schwester auf Ghaub verbringen.

Auch das Alte Fort Museum hatte Grund zur Freude: Alle 200 Lose wurden verkauft, so dass die Kasse wieder etwas aufgefüllt werden konnte. Zu den Gewinnern zählen aber vor allem die vielen Besucher des Museums. In dem historischen Gebäude können sie eine spannende Reise in die Vergangenheit unternehmen, denn es bietet einen Überblick über die Ortsgeschichte, eine umfangreiche Sammlung zum Volk der OvaHimba, Schmuck und Handwerksarbeiten der Owambo und San sowie alte Gerätschaften europäischer Siedler.

  • Dampfwalze vor dem Alte Fort Museum, die in der Kupfermine von Berg Aukas etwa 20 km östlich von Grootfontein für Straßenarbeiten eingesetzt wurde

    Dampfwalze vor dem Alte Fort Museum, die in der Kupfermine von Berg Aukas etwa 20 km östlich von Grootfontein für Straßenarbeiten eingesetzt wurde. Foto: Sven-Eric Stender

Gäste von Ghaub können das Museum gut im Zuge eines Ausfluges besuchen; Grootfontein ist nur etwa eine halbe Stunde Fahrt von Ghaub entfernt.

Mäandern durch das "Dreieck der Erlebnisse"

Von Hoba Meteorit, Ghaub Höhle oder Ombili San Foundation hat wohl jeder schon gehört. Ganz zu schweigen vom Otjikoto See, den Museen in Tsumeb und Grootfontein und dem Living Museum der Ju/'Hoansi. Wer aber kennt die Maria Bronn Missionsstation? Das Weingut Thonningii? Das Khorab-Denkmal?

  • Ort der Weltgeschichte und doch kaum bekannt: Hier bei Khorab endete 1915 für Namibia der erste Weltkrieg

    Ort der Weltgeschichte und doch kaum bekannt: Hier bei Khorab endete 1915 für Namibia der erste Weltkrieg. Foto: Sven-Eric Stender

All diese und noch viel mehr Attraktionen liegen im Dreieck zwischen den Nationalparks Etosha, Khaudum und Waterberg Plateau, in einer Region also, die von den meisten Touristen oft links liegen gelassen wird. Um das zu ändern, haben rund 40 Unterkünfte, Anbieter von Aktivitäten, Museen, Kunsthandwerks-Märkte und Ortsverwaltungen der Region die Touristen-Route Omuramba Meander gegründet. Ghaub war bereits in der Vorbereitungsphase dabei.

Den Anstoß gab das Ministerium für städtische und ländliche Entwicklung mit dem Auftrag an das nicht gewinn-orientierte Unternehmen Open Africa, die Route zu entwickeln. Sie soll auch dafür sorgen, dass breitere Kreise der Bevölkerung vom Tourismus profitieren. Open Africa trug Informationen und Fotos zu Attraktionen und Anbietern der Region zusammen und stellte sie auf sein etabliertes Internet-Portal. Außerdem produzierte Open Africa für acht Standorte wie Ghaub (ehemalige Missionsstation), Waterberg Plateau oder Fisher's Pan in Etosha Übersichtstafeln, die aufeinander verweisen. Hinzu kommen Schilder der Omuramba Meander Route für Ortseinfahrten und ausgewählte Stellen am Straßenrand. Eine Broschüre in digitalem und gedrucktem Format soll bis zur Hochsaison ab Juli erscheinen.

"Mit unserer Initiative der Route Omuramba Meander führen wir die Vielfalt an Erlebnissen vor Augen, die die Region zu bieten hat", so Komitee-Vorsitzender André Neethling. "Sie eignet sich nicht nur ideal für einen Stopp zwischen Windhoek und Etosha oder der Zambezi-Region, sondern lädt auch zum Erkunden ein – oder wie wir sagen: zum Mäandern."

  • Das Logo der Route lädt ein zum Mäandern

    Das Logo der Route lädt ein zum "Mäandern".

Erlebnisse auf Ghaub und in der Umgebung

Ghaub bietet das historische Ambiente der ehemaligen Missionsstation, Rhino Drive & Tracking, Höhlen-Exkursionen und Wanderwege. Darüber hinaus eignet es sich ideal als Ausgangspunkt für Erkundungstouren.

Tagesrundfahrt: Missionsstation Maria Bronn – Grootfontein mit Alte Fort Museum – Hoba Meteorit – Weingut Thonningii – Khorab-Denkmal bei Otavi – Ghaub.

Stationen auf dem Weg nach Etosha: Tsumeb mit Museum, St. Barbara Kirche (1914) und Arts & Crafts Centre – Otjikoto See.

Stationen auf dem Weg in die Region Zambezi (Caprivi): Hoba Meteorit – Grootfontein mit Alte Fort Museum (evtl. Route über Living Museum der Ju/'Hoansi – Tsumkwe mit Arts & Crafts – Khaudum Park).

  • Größter bisher auf der Erde entdeckter Himmelkörper: Der Hoba Meteorit

    Größter bisher auf der Erde entdeckter Himmelkörper: Der Hoba Meteorit. Foto: Sven-Eric Stender

Stationen auf dem Weg zum Waterberg: Hoba Meteorit – Grootfontein mit Alte Fort Museum – landschaftlich schöne Strecke östlich des Waterbergs – Waterberg Wilderness (Übernachtung; geführte Wanderungen auf das Plateau, Rhino Drive & Tracking, Kultur-Tour mit Alltag der Herero auf dem Land und im Ort Okakarara, Wanderwege mit "Botanischem Garten" und einen "History Path" zur Geschichte der Herero).

Alternative Route zum Waterberg: Tigerschlucht – Weingut Thonningii – Khorab Denkmal bei Otavi – Otjiwarongo mit Krokodilfarm und Township Tour – Waterberg Wilderness (Übernachtung etc.).

Bergzebras in Sicherheit gebracht

Drahtschlingen von Wilderern auf der benachbarten Farm haben einem Bergzebra nach dem anderen einen qualvollen Tod bereitet. Die letzten vier Tiere, darunter ein Fohlen, hat Ghaub nun in Sicherheit gebracht – mit Hilfe eines Hubschraubers und eines Schaufelladers...

  • Behutsam in die Schaufel des Traktors geschoben, wird das betäubte Bergzebra zum Transportfahrzeug gebracht

    Behutsam in die Schaufel des Traktors geschoben, wird das betäubte Bergzebra zum Transportfahrzeug gebracht. Foto: Ghaub

Die Freude über die neuen Bergzebras, die der Tiertransporter vor einem Jahr nach Ghaub brachte, war nur kurz. Acht Tiere zogen schon bald zur benachbarten Farm, die nur durch einen niedrigen Zaun von Ghaub getrennt ist. Immer wieder wurden die Tiere dort gesichtet, doch die Gruppe wurde kleiner und kleiner. Der Grund: Ein Tier nach dem anderen verfing sich in einer der Drahtschlingen, die in dem weitläufigen und unwegsamen Gelände von Wilderern ausgelegt worden waren, und starb einen qualvollen Tod.

Anfang Mai hat Ghaub mit Zustimmung des Nachbarfarmers für die restlichen vier Bergzebras eine aufwändige Rettungsaktion gestartet. Vom Hubschrauber aus wurden die Tiere vom Tierarzt mittels Betäubungsgewehr außer Gefecht gesetzt. Danach brachten Mitarbeiter sie behutsam per Schaufellader zum Transportfahrzeug, das auf dem Farmweg bereitstand. Von dort aus ging es zum 10 km entfernten Teilgebiet von Ghaub, das wildsicher eingezäunt ist. Alle drei Stuten und das Fohlen haben die Aktion gut überstanden.

In dem Wildgebiet von Ghaub gab es bereits eine Gruppe von acht Tieren mit Fohlen. Ob sich die beiden Gruppen nun vereinen, bleibt abzuwarten. Um die Population zu stärken, hat Ghaub weitere Tiere bestellt, die noch im Laufe dieses Jahres eintreffen sollten.

  • Mitarbeiter von Ghaub mit betäubten Stuten und dem Fohlen

    Mitarbeiter von Ghaub mit betäubten Stuten und dem Fohlen. Foto: Ghaub

Das so genannte Hartmann’s Bergzebra (Equus zebra ssp. hartmannae) wird von der Organisation International Union for Conservation of Nature (IUCN) auf der Liste bedrohter Tierarten als gefährdet bezeichnet. Schätzungen zufolge gibt es rund 25.000 Tiere, die zum allergrößten Teil in gebirgigen Gebieten Namibias leben. Felsgravuren von Zebraspuren auf Ghaub legen nahe, dass Bergzebras in vorkolonialer Zeit in den Otavi-Bergen zuhause waren.

Auf den Spuren der Ahnen

Anfang April hat Ghaub eine außergewöhnliche Persönlichkeit begrüßt, die auf ganz persönliche Weise mit diesem Ort verbunden ist: den ehemaligen Anti-Apartheid-Aktivist Horst Kleinschmidt. Worin die Verbindung besteht? – Aus einem Foto, das er im Gepäck hatte, und einem Grabstein, der auf ihn wartete...

  • Klara Kleinschmidt mit ihren Söhnen Helmut und Wilhelm (1915)

    Klara Kleinschmidt mit ihren Söhnen Helmut und Wilhelm (1915). Quelle: Horst Kleinschmidt

"Ein Bild, das tausend Worte sagt!", notiert Kleinschmidt kurz nach seinem Besuch bei Ghaub: "Hier stand ich 2018 genau an jener Stelle, an der meine Großmutter 1915 meinen Vater im Arm hielt. (...) Ich kam als neugieriger Besucher, während das Foto meine Großmutter zeigt, die unter dem Krieg direkt vor der Tür ihres Hauses leidet und meinen Vater Wilhelm Franz Heinrich Kleinschmidt wiegt, so benannt nach Kaiser Wilhelm und nach unserem missionarischen Vorfahren, der dieses Land 1838 zu seinem Haus machte. Der ältere Bruder Helmut hält sich am weißen Kleid von Oma Klara fest."

Kleinschmidts Großvater Gerhard war von der Rheinischen Mission als Farmverwalter angestellt. Nach dem letzten Gefecht zwischen der deutschen Schutztruppe und der südafrikanischen Armee im Zweiten Weltkrieg, das im Juli 1915 auf Ghaub stattgefunden hatte, versuchte er, den Farmbetrieb wieder aufzubauen.

Horst Kleinschmidt besuchte auf Ghaub natürlich auch den kleinen Friedhof, der etwa fünfzehn Minuten zu Fuß von der Lodge entfernt auf einem Hügel liegt. Dort fand er das Grab seines Onkels Gerhard, der allerdings bereits im Alter von zweieinhalb Jahren gestorben war – also schon bevor das obige Foto entstand.

  • Das Grab von Gerhard Kleinschmidt

    Das Grab von Gerhard Kleinschmidt (Foto: Ghaub); eingefügtes Porträt: Horst Kleinschmidt.

Horst Kleinschmidt wurde kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Swakopmund geboren, wuchs jedoch ab dem Alter von vier Jahren in Johannesburg auf. In seiner Studienzeit protestierte er gewaltlos gegen die Rassentrennung und die unrechtmäßige Inhaftierung von Anti-Apartheid-Kämpfern. Er wurde mehrfach inhaftiert, floh 1976 ins Ausland und verbrachte 15 Jahre im Exil. Sechs Jahre nach der Unabhängigkeit Südafrikas wirkte er im Fischereiministerium maßgeblich an der Bekämpfung der Korruption und der gerechteren Verteilung von Fangquoten mit, bei der alle Bevölkerungsgruppen zum Zuge kamen. 2005 kündigte er nach zunehmendem Druck, weiße Mitarbeiter durch schwarze zu ersetzen – ohne Rücksicht auf Fähigkeiten oder Qualifikation (Biographie).

Seitdem widmet sich Horst Kleinschmidt verstärkt der Ahnenforschung. Er ist ein Nachfahre des deutschen Missionars Heinrich Schmelen, der ab 1814 in Bethanien gewirkt und dessen KhoeKhoe-Frau Zara (siehe Wikipedia) das neue Testament der Bibel in ihre Muttersprache übersetzt hatte.

Mehr zur Familie Kleinschmidt auf www.horstkleinschmidt.co.za.

Afrikanischer Obstbaum auf Ghaub erfasst
  • Marula-Baum auf Ghaub

    Marula-Baum auf Ghaub. Foto: Nadia Löffel

  • Routen zur erfassung der Marula-Bäume auf Ghaub

    Routen zur erfassung der Marula-Bäume auf Ghaub. Quelle: Nadia Löffel

  • Marula-Früchte

    Marula-Früchte. Foto: Wikipedia

  • Sahnelikör und Limonade aus der Marula-Frucht

    Sahnelikör und Limonade aus der Marula-Frucht. Foto: Ghaub

Dass Amarula ein beliebter Sahnelikör ist, der aus der Frucht des hiesigen Marula-Baumes gewonnen wird, weiß wohl fast jeder unserer Gäste. Dass auf Ghaub Hunderte Marula-Bäume wachsen, ahnt dagegen wohl niemand. Selbst wir waren erstaunt, wie viele Bäume im Zuge einer Studie hier gezählt wurden.

281 Marula-Bäume hat die Studentin der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Nadia Löffel, während ihres Praktikums auf Ghaub erfasst. Da sie nur Bäume berücksichtigt hat, die in bis zu 100 Metern Entfernung entlang der bestehenden Farmwege wachsen, liegt die tatsächliche Zahl der Bäume im rund 120 km² großen Farmgebiet natürlich deutlich höher. Löffel hat jeweils den Umfang der Stämme gemessen und Lage, Umweltbedingungen und Geschlecht der Bäume notiert.

135 der erfassten Bäume sind weiblich und tragen daher in der Regel Früchte, die in etwa die Größe und Form einer Mirabelle haben. Unter einer dicken und festen Schale liegt eine dünne Schicht Fruchtfleisch, das man lutschen muss, weil es sehr fest mit dem Kern verbunden ist. Es enthält viel Protein und Vitamin C. Der Arbeit von Nadia Löffel zufolge werden das Fruchtfleisch und die Nuss im Kern seit Jahrtausenden von Menschen genutzt (mehr zum Marula-Baum auf Wikipedia).

Gästen von Ghaub ist der Baum wohl vor allem wegen des Amarula-Likörs bekannt, der aus dem Fruchtfleisch gewonnen und gerne als flüssiges Dessert oder als "Absacker" getrunken wird. Auch die seit einiger Zeit erhältliche Limonade Vigo wird aus der Marula-Frucht hergestellt.

Die Ergebnisse ihres Praktikums hat Nadia Löffel in einem Bericht zusammengefasst, den sie Mitte März im Rahmen des Moduls Internationale Zusammenarbeit im Bachelor-Studiengang im Umweltingenieurswesen beim Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (in Wädenswil, Schweiz) der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften abgegeben hat.